Salbei-Knoblauch-Pepperoncini-Nudeln
Es gibt verschiedene Arten sich den Abend zu verschönern, wie wir bereits gesehen haben. Meine Allerliebste von allen Speisen ist jedoch die schamanische Nudelpfanne.
In Jürgen Tarrach‘s und Klaus Ortner‘s Kochbuch »richtig fressen – Rezepte zum Sattwerden« eine Mischung aus Schlingnudeln (S.69) und Maria Stuart (S.25).
Ich möchte euch meine kulinarische Kreation für die Rubrik Nachtspeisevorstellen, da man ja im Volksmund nur abends „richtig kräftiges Essen zu sich nehmen kann“ …
Ich weiß da allerdings nicht, wie es euch geht? Denn an besonderen Tagen und mit wenig Käse, dafür etwas mehr Butter, ist selbst ein »*Frühstück für Prinzen« damit möglich.
Vorsicht ist jedoch geboten, da sich Mitbewohner/innen sehr schnell und lauthals beschweren können, wenn es um 10:30 Uhr Sonntagsmorgens anstatt nach Kaffee, Marmelade und frischen Brötchen, nach angebratenen Salbeiblättern und Knoblauch im ganzen Haus „riecht“.
Die Zubereitung meiner Nachtspeise kann man in sehr unterschiedlichen Arbeitsabläufen erledigen, ich möchte euch in diesem Bericht die schnellste Variante beschreiben, auch wenn man spät abends nicht mehr der schnellste ist (ebenso eigentlich auch früh morgens), bekommt man doch nach mehrmaligem Ausprobieren eine gewisse Routine – der Mensch das Gewohnheitstier …
Die Zutaten: ° 500gr. Vollkornspaghetti (gehen natürlich auch bieder Spaghetti)
° min. 1 Knolle Knoblauch
° 20-25 frische Salbeiblätter (Salvia pratensis oder officinalis)
° 5-6 getrocknete oder eingelegte Chilischoten
° Sonnenblumenöl oder Pizzaöl (mit Chili versetzt)
*Für Prinzen braucht es nur feinste Butter (sauer) und kein Öl!
° Pfeffer und Salz
Wer von Chili nicht genug bekommt »Sambal Oelek« je nach Belieben
Wer auf Käse nicht verzichten möchte, der sollte kräftigen Käse verwenden. Es ist jedoch Vorsicht geboten, denn der Käse bindet in der Pfanne die geschnittenen Zutaten, die sich eigentlich schön mit den Nudeln vermischen sollte – aber manchmal ist das gar nicht verkehrt.
Die Zubereitung:
Als Erstes stellen wir den Wassertopf für die Nudeln auf. Deckel drauf, um Energie zu sparen! Wer kein Bock auf Energie sparen hat und vielleicht schon alles was gleich zu Schnippeln ist bereits vorbereitet im Kühlschrank auf Lager liegen hat, hier der Energieschweintipp: Wassertopf auf dem Herd zur Hälfte füllen, Herdplatte auf volle Pulle drehen und die andere Hälfte Wasser im Wasserkocher hoch sprinten lassen …
Als Nächstes geht es in den Garten oder auf die Terrasse, je nachdem, wo bei Euch die Salbeipflanze ihren sonnigen Standort gefunden hat, um sich an ihr der Kraft dieser magisch silber-grün leuchtenden Blätter zu bemächtigen. Taschenlampe nicht vergessen.
Als alter Gärtner, hier ein weiterer Tipp:
Schneidet bitte nicht wahllos an euren Pflanzen herum! Schneidet stets die von euch ausgewählten Triebe über den, von der Pflanze neu angesetzten Seitentrieben (im Fachjargon »Auge« genannt), damit diese weiter wachsen und neue Blatttriebspitzen für euch bilden können. Benutzt bitte immer scharfe Messer, um die Pflanzentriebe beim Schneiden nicht unnötig zu quetschen, zu reißen oder auszufransen. Ihr werdet sehen, sie werden es euch danken!
Zurück in der Küche, knappt jedes einzelne Blatt am Stielansatz ab und gebt es in das Sieb, das wir später auch zum Abschütten der Nudeln benötigen. Ordentlich mit kaltem Wasser die Blätter abwaschen und kontrolliert während dem Waschen der Blätter jedes einzelne um euch unerwünschte Fleischbeilagen später im Essen zu ersparen. Insekten lieben die ätherische Eigenschaft von Salbei ebenso wie wir.
Zur Schnippeltechnik der frischen Salbeiblätter:Nehmt euch ein großes Blatt und legt so viele weitere Blätter darauf, wie ihr meint, den Stoß später noch einheitlich schneiden zu können. Einmal der Länge nach, mittig durchschneiden und dann in Querstreifen zerschneiden. Die geschnittenen Salbeiblätter können schon mal ein Bad in der geölten Pfanne nehmen, schaltet die Pfanne aber erst an, wenn alle drei Zutaten bereit sind, angebraten zu werden (Vorsicht „IKEA-Logik“ ).
Jetzt zum Knoblauch und den Pepperoncinis– wie man diese am besten und schnellsten klein schneidet und das sich jeder Komposthaufen auf deren Reste freut, brauche ich glaube ich nicht zu erläutern … Einzig möchte ich nur noch sagen »die Menge macht das Gift«! Mit diesem Essen und einer überhöhten Portion Antidot Aglio, habe ich mir schon selbst ein paar unschöne Stunden eingehandelt … ich hab es eben auch maßlos übertrieben (*Königsfrühstück).
Wenn alles klein geschnitten und in der Pfanne ist, müsste jetzt eigentlich das Nudelwasser kochen. Pfanne anstellen und dann Salz in das Nudelwasser um es kurz vom Kochen abzuhalten, damit man in aller Ruhe die Nudel dazugeben kann. An dieser Stelle danke für den Tipp mit den zwei Kochlöffeln (Insiderkram)! In der Zeit, in der die Nudeln unter gewohnter Aufsicht aldente kochen, kann man sich etwas entspannen, Wein nachfüllen, eine kleine Zigarette rauchen und die Zutaten in der Pfanne gold-gelb anbraten. Umhimmelswillen! Schließt alle Küchentüren. Reißt alle Küchenfenster auf und schaltet noch dazu die Dunstabzugshaube an … oder versucht eure Mitbewohner/innen für dieses Essen zu gewinnen und kocht immer „großzügig“ eine kleine Portion für sie mit …
Für Nichtraucher und Profis, neben der Zubereitung der pflanzlichen Zutaten in der Pfanne, kann man herrliche Parmesanchips herstellen (Insiderkram II)!
So, die aldente gekochten Nudeln müssten mit dem Ende der Bratzeit der Zutaten zusammenfallen. Die Nudeln abschütten, nach dem ordentlichen Abtropfen in die Pfanne geben aber vorher (IKEA-Logik II) die Hitze unter der Pfanne runterdrehen! An dieser Stelle besteht unter der Last der Nudeln bei gleich bleibender Hitze die Gefahr des Anbrennens der Zutaten.
Alles schön durchmischen und die Nudeln noch ein bisschen Hitze abbekommen lassen. Wer möchte, kann noch etwas Öl oder *Butter dazugeben, aber es müsste eigentlich fettig genug sein. Das darf es auch, wenn die Nachtspeise flottes Schlingpotenzial beweisen soll.
Anschließend die scharfe Leckerei aus der Pfanne in den mit Wasser ausgeschwenkten Nudeltopf geben, Deckel drauf und alles an Instrumenten, Pfanne, Schneidebrett und Nudelsieb spülen, damit man nach dem Essen einfach seine Ruhe hat und sich der wohltuend psychedelischen Wirkung der Zutaten nach dem hemmungslosen Schlemmerschlingen ebenso hemmungslos hingeben zu können.
In diesem Sinne: Mahlzeit an euch »die Retter der Tafelrunden«.
In Anlehnung an: „richtig fressen – Rezepte zum Sattwerden“ von Jürgen Tarrach (2003)
und „Ridin‘ High Livin‘ Free“ von Ralph »Sonny« Barger
immer im supermarkt, denken wir an dich und die nudelpfännin.
clara und toni