Einzelgänger Wesen du
Furchtsam fürchterlicher Gänger.
Ich, der Sänger, du, der Fänger
Trieb mich selbst als Opfer zu.
Flinkst und spinnst in Schattenwelten
Zwischen Blumen glänzt dein Netz.
Lustwandelte in Tau und Nelken
An freud´ger Freiheit mich ergötzt,
Als ich die kalte Seide sah
Des Netzes Rund so sonderbar.
Weiß-Silberfäden zeichnen sich
Entlang an Linien sonderlich.
Im optisch zwingend seltsam Werk
Ich Gieresdrang, Verlangen bemerk.
Und zieht mich zu sich dies Gespinst
Die Augen mein nicht blinzelnd mehr
S´flüstert: “Wehr dich nicht. Komm her.“
Ist´s auch wieder allem Denken
Kann mein Streben nichts ablenken.
Gefangen schon, das merke ich
Hat dieses Netzes Banne mich.
Kurz davor! Viel zu still,
Bewegt im Licht sich das Profil.
Filigran und instabil
Lockt es mich und wieder will
Mich pochen und Zittern
Die meines Wesens Ende wittern
Fliehen lassen und vergessen –
Zu spät! Besessen
Von dem Zwielicht dieser Natur
Aus funkelfarbener Herrlichkeit
Und totem kalten Schreckenskleid
Umfasse ich die erste Schnur,
Als wäre sie mir Gitterstange.
„Fange“, seufze ich leis und lange:
„Fange mich in deiner Zange“.
Und schmerzhaft sehnend,
Leid erflehend,
Schmiege an, ich meine Wange.
Arme noch und Bein ich führe
In der Fesseln schneidend Bande.
Jede mehr, die ich berühre
Treibt mich tiefer wie Treibsande.
Jede Hingabe gelüstet mehr
Und nimmt mir Stück um Stück die Wehr.
Welch Hingabe kann größer Sein
Als das eigene Leben der Pein.
Über das eigene Fleisch erhaben,
Gleichwie vom Fleisch zur Tat getragen.
Sich selbst geschenkt als Opfertier,
Zu stillen die eigene Opfergier.
Wie es brennt und wie es klebt,
Unentwegt auf ganzer Haut
Sich regend wenn das Opfer regt,
Verwebt das Netz den Seelenraub.
Dann war die letzte Wehr genommen
Der Lebenszeiten Sand verronnen
Gab mir höchste Lust und Wonnen
Höher als ein Berg geklommen
War der, der nun stürzen sollte.
Im kurzen Fall durch Wolk um Wolke.
Wie alles Leben ist zu Sterben,
Hat jede Höhe Fall zu werden.
Im panisch gleißend Augenlicht
Spiegelt sich des Sturzes Grauen;
Die fürchtend, rasend Augensicht
Sucht nur mehr seinen Henker schauen.
Der Körper starr, als wär er tot
Die Seele brennend in der Not.
Ich gab mich einem süßen Traum
Um beim Erwachen schreiend zu schauen
Das Grauen, das vorher doch noch
Nur Stimmen war so harmlos fern.
Jetzt klagt allgegenwärtig Lärm.
Des Schattens Loch bergt den Moloch
Zudem ich ging
Und der mich fing,
Der mich verführt
Mich morden wird.
Es rührt sich ein Schatten und wird zur Gestalt
Arachnia Schwarz – die letzte Gewalt.
Stimmen nicht! Lärmen nicht!
Der letzte der Momente – sticht und hallt.