Eine Lebensgeschichte schreibt sich von selbst.
Meine zeichnet sich seit über 20 Jahren, und ist bildlich gesehen ein Buch in mir, schon etwas abgewetzt aber noch lang nicht vollendet.
Ich weiß, dass diese Geschichte schwer zu lesen ist. Befasse mich oft damit in dem Buch herumzublättern, mich zu erinnern, zu vergessen, zu freuen, zu ärgern.
Manche Kapitel sind wunderbar leserlich, in zarter geschwungener, ungezwungener Schrift, so unbeschwert wie der Inhalt selbst.
Aber jeder weiß, dass das nicht die interessanten Kapitel sind.
Vielmehr die, die mit Tränen, Schweiß oder Blut geschriebenen, die so konfus und schwer zu entziffern sind, reizen mich.
Ich liebe es, erfüllt von Grusel und Ekel in diesen Kapiteln zu stöbern, nenne sie sogar „Inspiration“ weil ich erkannt habe, wie kreativ der Schmerz mich macht.
Also lese ich in mir, meine Erinnerungen, und bringe sie zu Papier, allerdings in Schönschrift!
Eine zeitliche Abfolge hat dabei keine Relevanz.
Ich bin mir im Klaren darüber, dass ich diese Kapitel ruhen lassen sollte. Sie sind schwer verdaulich. Doch es ist nun mal meine Geschichte und ich bin verstrickt mit ihr: letztendlich macht sie mich zu der, die ich bin.
Und dann kamst du.
Bitte erwarte nicht, dass du meine Geschichte lesen kannst. Und erwarte auch nicht, dass ich sie dir vorlesen würde, ich könnte es nicht mal. Und ich finde es gut, dass du mich nicht ganz kennst.
Aber du erkennst richtig: ich trage meine Konflikte, meine Ängste, meine Geschehnisse. Und ich setzte mich mit ihnen auseinander, jederzeit, das ist meine Art.
Aber du musst mir glauben, dass du nicht neben mir ständest, wenn ich kein unbeschriebenes Blatt für dich aufgeschlagen hätte. Ich kann nicht davon ablassen in meiner Vergangenheit zu stöbern, doch kann ich versichern, dass die alten Kapitel fertig geschrieben sind.
Im Gegensatz zu deinem…
Bin schon gespannt, wie sich das Blatt mit dir füllen wird. Werden es nur zwei Zeilen sein? Oder mehrere Seiten? Werde ich es später gerne lesen? Oder wehmütig? Oder wütend?
Ganz egal, wie sich das ganze gestaltet, ich freue mich darauf! Habe mich dazu entschieden, dir dieses unbeschriebene Blatt zu schenken.
Eine Lebensgeschichte schreibt sich von selbst.
Jetzt kommt dein Teil…
„Im Gegensatz zu deinem…“ Kapitel?
Egal was kommt, ich denke, es ist mehr als nur ein Kapitel…