Chanelle Mansour – Das Gewitter, das nicht kam

In einem nicht allzukleinen Dorf am Fuße eines nicht allzugroßen Berges, Nebelstein, lebten ungefähr 216 Menschen.
Darunter eine Gruppe Gauner Und Gaugkler, in erster Linie , Wissenschafter , die sich am Rande des Dorfes zur Waldgrenze hin ansiedelten.
Wenn man ein Kind ist – und neugierig ohne Angst, läuft man schonmal über den kleinen Marktplatz bis zum Trinkbrunnen und darüber hinaus am Vieh vorbei zum letzen aller Häuser. Dort steht meistens das Küchenfenster offen und wenn man Glück hat und ein Wind geht, weht dieser den langen weißen Vorhang zur Seite und ermöglicht einen Blick ins Innere des Hauses. Meistens sitzt einer der Männer am Tisch, liest konzentriert , raucht oder trinkt Kaffee. Wenn mal niemand am Tisch sitzt fällt der Blick gleich tiefer ins Zimmer , hangelt sich an den Bücherregalen hoch, Bücherregale, wie man sie sonst in keinem anderen Haus des Dorfes sieht. Noch ehe man versucht die Schrift der Buchrücken zu entziffern fällt einem der Vorhang wieder in die Sicht.
Aber allzulange sollte man sich dort sowieso nicht aufhalten.

In einer Zeit , in der 212 Dorfbewohner der Überzeugung sind dass alles was passiert, entweder von Gott oder vom Teufel entschieden wird , hat es die Wissenschaft nicht leicht.
Gott steht über allem die Kirche wird geehrt
Die Pest winkt erneut und der Tod verschlingt Nimmersatt ein Kind nach dem anderen, die lustseuche bereitet den Liebenden Kopfschmerzen , die Sonne dreht sich um die Erde , und nicht andersrum ! Missernten sind vom Teufel gesäht und wehe jemand arbeitet mit ihm zusammen , denn Frauen und Männer verbrennen gerne mal Frauen und Männer , auf dem Scheiterhaufen.
Um sich zu schützen haben sich die vier Wissenschafter zusammengetan um sich in Ruhe etwas abseits auf ihre neusten Forschungen einzulassen.
Mit der Zeit Grenzt das Dorf Sie zusätzlich aus , Sie bekamen keine Arbeit und wurden auf jede weitere Weise vom Dorfleben ausgeschlossen. ,, Ketzer, Buchnarr, Teufelsdiener , Weltenwender ! ‚‘‘
Zischt es immer nur so von allen Seiten , wenn man mal zum Markt muss.
Es dauerte nicht lange bis aus den Aufgeklärten Wissenschafter Gaukler wurden, und dann schließlich Gauner.
Haupsächlich nur , um an Brot und etwas Gemüse zu kommen ,was ihnen die tratsch Tanten auf dem Markt nicht mehr verkaufen wollen. Gefiel ihnen so aber auch, denn die Münzen waren ohnehin knapp.

Mit der Zeit wurde es immer unheimlicher für die Forschenden, Nachts hörten Sie Männer ums Haus schleichen.. die Frauen warteten länger als gewöhnlich am Trinkbrunnen , starrten während dessen zum Haus , als würden Sie durch die Wände sehen. Und die gutmütigen Kinder standen auch lange nicht mehr vor dem Fenster ..
die Krähen flogen über trockene Stoppelfelder, es entstand ein Unbehagen in der Luft. Geerntet werden kann zurzeit nicht viel und der jüngste der Wissenschafter , der jeden Zweiten Tag von Missernten Flammen und Dämonen träumt ist überglücklich wenn die Dorfbewohner nur den Teufel beschuldigen , statt an seiner Tür zu klopfen und einen Grund zu finden der ihn zum Scheiterhaufen führt.

Idiotisch ! Denkt er
Wieso den Teufel verantworten
Wieso nicht Gott , wenn Sie ihn so hoch anpreisen , müsste er doch mehr zu sagen haben als der Teufel.
Das Gefühl der Ungerechtigkeit steigt ihm in den Kopf.
Er liest und lernt, um Krankheit zu verstehen, sie zu bekämpfen , das Wetter zu verstehen, die Acker anzupassen , den Menschen Gesundheit und Ernährung zu bieten , die ihn brennen sehen wollen.
es musste was getan werden.

Sie saßen lange zusammen , tropfendes Wachs, Bleistiftnotizen und rote Weinabdrücke beschreiben den Abend.
Am nächsten Morgen hatten Sie die weiteren Schritte definiert.
Das Ziel: Den aberglauben aus den Köpfen der Dorfbewohner zu vergraulen. Am besten durch die Enttäuschung von Gott.

Aufgrund der langen Regenpause und den vertrockneten Feldern ersehnen sich die Dorfbewohner nichts mehr als einen Niederschlag.
Die Sehnsucht danach ist so groß , dass die Wissenschafter sich keine Gedanken machen aufzufliegen.
Sie verfälschten Bibel Verse versteckten geheime Schriften auf die der Pfarrer aufmerksam wurde und verbreiteten durch die Kinder Anekdoten die als das Zeichen auf Regen gedeutet wurden.
Es dauerte nicht lange bis das ganze Dorf vom großen Gewitter sprach.
Am Sonntag sollte es soweit sein.
Die Wissenschafter waren sich sicher dass aufgrund der klimatischen Bedingungen kein Niederschlag in den nächsten Tagen möglich sei. Erst recht kein Gewitter.
Nur waren Sie sich nicht sicher ob es ausreicht, dass die Bewohner einmal von Gott enttäuscht werden , oder ob sie es einfach wieder auf den teufel schieben. Doch Sie hatten für diesen Fall schon einiges vorbereitet.

Am Sonntag Abend saßen die vier bei bester Laune zusammen und machten sich lustig über ,, das Gewitter dass nicht kam‘‘
Als Sie die Dorfbewohner mit fakeln in der Hand losziehen sahen machten sie sich auch auf , um authentisch zu bleiben. Am Fuß des Nebelstein stoßen Sie mit den anderen Zusammen. Die skeptischen Blicke die sie trafen konnten Sie dieses Mal zurück geben , und starrten die Dorfbewohner an , die nicht nur mit Fackeln sondern auch mit opfergaben die Sie selbst gut für ihre hungernden Kinder gebrauchen könnten beladen waren.
Der Aufstieg auf den Berg erfolgte recht schnell. Oben angekommen standen sie überfüllt von Vorfreude leicht abseits der Dorfbewohner , die warteten und warteten , auf nichts wartend warten .. als es losging mit den Opfergaben konnten sich die Wissenschafter unbemerkt aus dem Staub machen. Die Dorfbewohner fingen nun mit beten an, um den Regen schneller zu empfangen.
Während dessen schlenderten die vier gemütlich durch das Dorf , schauten in jedes zweite Haus und bedienten sich ordentlich an den Speisekammern.
Zurück bei sich deckten sie ein Festmahl auf und lachten triumphierend über die fakeln die man aus der Ferne auf dem Gipfel sah.

Brot und Wurst
Käse und Wein
Äpfel und Birnen und das beste
Gesalzener Fisch
Ein paar Bücher über das aktuelle Thema ihrer Forschung und verknitterte Notizzettel. Direkt darauf ein fetter Tropfen.
,, was war das ‚‘ behalt dein geifer bloß bei dir ‚‘ sagt einer lachend
Und wieder ein Tropfen.
,,das kam von oben ‚‘ meint der andere.

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