Als Adam die Tiere benennen sollte, war das alles noch sehr neu für ihn.
Er wusste nicht, was das für Wesen waren, die da an ihm vorüberzogen, die fremd waren wie alles, aber Gesichter hatten und Augen und manchmal Flügel. Adam wusste noch nicht, wie er selbst aussah; er versuchte kurz, ob er selbst Flügel habe (was wie ein Ententanz ausgesehen haben muss, aber auch davon wusste noch niemand) ehe er seine Finger entdeckte, über die er lange staunte.
Er wusste zuerst auch nicht, was für Laute aus seinem Mund kullern würden, und wie seine Zunge legen. Am Anfang verschob er nur idiotisch den Kiefer und wunderte sich über den Klang seiner Worte fast mehr als über die Tiere, die ihn anschauten, als wüssten sie ihren Namen längst, als wollten sie ihn nur testen. Seine Versuche waren Ungelenk, “Mmööwe”, “G-nu”, und als er mit wachsender Anspannung stammelte, kamen: “Afffä”, “Papp-aghai”.
Als ein kleines, graues Vögelchen heranhüpfte, musste Adam lachen und rief laut: “Spatz!” Von da an war er im Spiel. Er entdeckte das /l/ (“Löwe”) und den Unterschied zwischen stimmhaft und stimmlos (“Gecko”). Er spielte mit den Lauten, immer schönere, klangvollere Wörter gelangen ihm: “Gazelle”, “Kormoran”, “Jaguar”. Darüber freute er sich, und manchmal wurde er gar übermütig und es kamen heraus: “Schnepfe”, “Unke”, “Qualle”. Doch lachte er, und die Tiere nahmen es hin.
Zum Ende hin wurde er müde, fand aber noch die Laute für “Ziege”, “Gans” und schließlich “Schaf”. Diese sollten ihm die liebsten Tiere werden.
Als Adam alle Tiere benannt hatte, war er erschöpft. Seine Zunge lag schlaff im Gaumen. Er mochte seinen Kiefer nicht mehr öffnen. Doch der Klang seiner Laute hallte noch in seinem Kopf. Er konnte sie wiederfinden. Er konnte die Wörter denken, ohne sie auszusprechen. Er hatte ein Vokabular erschaffen. Ja, er hatte noch einmal die Welt erschaffen – denn was wären die Dinge, wenn sie keinen Namen hätten.
„In uns gibt es etwas, das keinen Namen hat und das wir wirklich sind.“
JOSÉ saramago.
Ja, und was sind wir nun, wirklich?
Um das zu wissen, müsstest du zuerst anhalten und dann die Augen schließen. In diesem Moment wirst du sehen, was du wirklich bist, und das Ding hat keinen Namen.