Heike Fleischmann – Nichts passiert


In meiner Phantasie bist du. Auf, über, in mir. Große Augen, leises Lachen, atemlos. Den Duft der Liebe in der Nase lasse ich mir den leichten Schweißfilm deiner Haut auf meiner Zunge zergehen…
Da war er wieder!
Ein kleiner, harmloser, verruchter Gedanke. Mich neckisch aus dem Konzept zu bringen. Flüchtig, wie ein Lächeln im Vorbeigehen, reißt er für einen Augenblick meine Welt aus den Fugen.
Ein kurzer Moment, nichts weltbewegendes. Bald darauf sitze ich wieder an meinem Text, die Finger fliegen über die Tastatur, in meinem Kopf rattert es wohlgeordnet, vernunftbetont und stetig, werden Argumentationslinien aufgebaut, vertieft, begründet und kritisch hinterfragt. Ohne Abzusetzen. Die Zeit vergeht, ein Blatt löst das nächste ab.
Nichts ist passiert.
In meinen Träumen bist du. Vor, hinter, in mir. Fahrige Hände, zitternde Stimme, tonlos. Zielsicher ist der Weg meiner Hand, den Schweißstrophen folgend, von deiner Brust hinab…
Da war er wieder!
Frecher, verspielter, ruheloser Gedanke. Mich unvorbereitet aus dem Konzept zu bringen. Gut, dann ein ander Mal. Den Text gespeichert, das Programm geschlossen, raus. Natur. Wind. Sonne. Lachen. Kleiner freier Gedanke, tobe dich aus – will ich ihm zurufen. Doch er schmunzelt mich nur an, grinst und versteckt sich tiefer in den hinteren Winkeln meines Geistes. Ja, spiel du nur, ich werde dich nicht suchen.
In meiner Realität bist du. Neben, fern, fort von mir. Sehe dich flüchtig an mir vorbei laugen, ein Gruß, kurz Plaudern. Dann trennen sich unsere Wege. Dein Blick unsicher, verwirrt.
Nicht geschehen.
Außer dem wissenden Lächeln auf meinen Lippen.

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