Simon Felix Geiger – Schneetreiben



mit frierenden füßen
eisschollen zerstampfend
schieben wir uns
schneeflocken mampfend
über wiesen und felder
durch schneeberieselte Wälder
vor uns
nichts
außer nebelwänden
kaum sicht
wir schieben mit händen
schnee vor uns her
wir liegen auf bänken
die uns beide sehr
weich betten
die decken perlweiß
weiß wie auch wir
ich stubse dich an
ein schubser von dir
über uns flocken
wie sterne am himmel
sie blinken und funkeln
sinken im dunkeln
wieder und wieder
auf uns hernieder
auf augen und lippen
bis unsre wimpern
schneestaub fortschippen
ein kuss von dir
schürt den schneesturm in mir

deinen duft in der nase
im kopf und im ohr
bist auch du neben mir
dahinter
davor
in gedanken
verschwommen
sehe ich dich
zu zweit
doch allein
träume ich mich
in deine zukunft hinein

wir schlittern weiter
durch flauschige flocken
spielen schneepflug
nackt ohne socken
im schneeanzug
dein hals so kahl
wie die äste der bäume
das passt nicht wirklich
zu meinem prolligen schal
ich trage ihn trotzdem
denn er steht mir nun mal
auf unsere nasen
die wir kaum noch spüren
wünschen wir uns
einen brennenden wald
auch unsere hände
die sich leicht berühren
sind vom spazieren gehen
blauschimmernd kalt
jeder scheiss zahn
fängt an zu zittern
doch kein stück holz
das für uns brennt
nur ein zaghaftes knistern
legt sich unverfroren
auf dein schneeröckchen
und unter mein hemd

deinen duft in der nase
im kopf und im ohr
bist auch du neben mir
dahinter
davor
in gedanken
verschwommen
sehe ich dich
zu zweit
doch allein
träume ich mich
in deine zukunft hinein

wolken ziehen den nebel beiseite
tannen tragen ein häubchen aus schnee
puderbeträufelte eichen und buchen
ein hauch von creme
nur ohne kaffee
wir stapfen weiter
und blicken uns um
schneeberge biegen astgabeln krumm
jeder scheiss baum
jedes haus
jeder zaun
deckt sich
mit einheitsweißwolldecken ein
weiß scheint zur zeit wohl in mode zu sein
nur dein schneeweißer busen
hält sich vornehm bedeckt
doch ich weiß wo er wohnt
das hab ich gleich abgecheckt
ein vogelschwarm saust über uns fort
ich mag dieses flattern
wie das knistern
von kristallklarer luft
diesen geruch
von brennendem wald
flackernde flammen
und trotzdem
eiskalt

diesen duft in der nase
im kopf und im ohr
bist auch du neben mir
dahinter
davor
in gedanken
verschwommen
sehe ich dich
zu zweit
doch allein
träume ich mich
in deine zukunft hinein

unsere beine und füße
werden allmählich schwer
nur die angst uns zu binden
schiebt noch schnee vor uns her
ich will das nicht länger
will klarheit
will mehr
von dir
bezaubert
nehm ich meinen schal
und wickel dich ein
du siehst wunderschön aus
du weisst das
sag ich nicht oft

der schneesturm in mir
dehnt sich über uns aus
und baut über uns
ein schaumkronenhaus
im auge des sturmes
von blitzen durchdrungen
bleiben wir schweigend
im schneetreiben
stehen
bis unsere seelen
von winden umschlungen
die flügel ausbreiten
und himmelwärts
wehen
ein kuss
ein zucken
ein wimpernschlag
der zauber
nach einer sekunde verschwunden
es bleibt nur dein duft
den ich stets bei mir trag

in der nase
im kopf und im ohr
bleibst auch du neben mir
dahinter
davor
in gedanken
verschwommen
sehe ich dich
zu zweit
doch allein
träume ich mich
in deine zukunft hinein

zu zweit
doch allein
träume ich uns
in eine gemeinsame
zukunft hinein!

© Simon Felix Geiger

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