Ein Bruchstück alter Wandfarbe blättert ab, segelt durch staubige Lichtstrahlen, die die Jalousie durchdringen. Es ist das gelbe Licht einer Straßenlaterne vor dem Fenster und wo der Farbfetzen herkommt warten noch mehr auf ihren Start zum chaotischen Segelflug, von dort, vom Riss in der Wand zum zerkratzten Laminatboden, auf dem noch ein paar goldene Pailletten liegen.
Andenken an eine Nacht, die voller Leben und Feuer war, eine Nacht in der es alles gab, und doch nur uns.
Eine Nacht der kleinen Dinge, die großes bewirken, ein Augenblick, eine Sekunde, ein gemeinsamer Gedanke, ein Wort im Klub, der Moment an der Bar, das niedliche Muttermal auf der Wange, ein Lächeln voller Wissen und Verlangen, das Gespür für den richtigen Drink, für das richtige Maß, der gemeinsame Weg, stundenlang Spaß.
Schweiß, Hitze, pochender Schmerz, Tabletten, ein Schluck warmer Weißwein, Kaffee, Sonnenlicht, elende Übelkeit, doch die Euphorie, dass es uns gibt. Halten einander fest, teilen die Zigarette, etwas sticht in meinen Rücken, eine goldene Paillette, abgefallen von ihrem BH. Ich puste sie fort und sie segelt glitzernd im Sonnenschein. Die Klospülung rauscht und sie ist wieder da, schmiegt sich an mich und ich möchte es genießen, doch mir platzt der Kopf. Ich halte ihn unter Eiswasser, dann wird gekotzt. Ein Spiegelbild zum Davonlaufen – denkt sie sich wohl auch, denn sie zieht sich an.
Ich sehe ihr zu, und dem Dampf hinterher, der aus meinem Kaffeebecher aufsteigt; ein Windhauch vom offenen Fenster weht den Dampf weg, als sie ihr Top überstreift, mich aus übernächtigten Augen anlächelt und in meinem Chaos ohne ein weiteres Wort zurück lässt.
Nur ein Traum? Macht es einen Unterschied? Auch wenn die Pailletten echt sind. Sie wird nie wieder hier liegen…
Eine weitere Farbflocke segelt zu Boden und die Straßenlampe vor dem Fenster geht aus, der Tag bricht an, das gelbe Leuchten ist weg, ebenso der goldene Glanz. Alles ist grau.
großartig, hat mir schon beim vortragen sehr gefallen und mitgerissen. als slam text, zumindest für atlantikzustände wahrscheinlich eher ungeeignet (ich konnte mich ja nich mal mehr erinnern) – aber sehr schön geschrieben, gefällt!