Lebendige Literatur
Ist es nicht schön, Menschen zu kennen und zu erleben, wie bei ihnen Literatur lebendig erscheint!? Wie sie überall herumkriecht, einem an den Beinen entlang weht, von Tischen springt und wie eine Katze einer unsichtbaren Spur über den Boden in die Küche folgt. Die so viel Leben spenden und Luft klären, so viel Herz erwärmen und Lachen bescheren kann. Wie sie überall herumliegt, sich ausruht und sonnt oder im Schatten der Blumen und der Schreibmaschine, ihrer Erinnerung nachhängt. Wie sie im Bücherregal vor sich hin träumt und ab und zu, wie in einem Tagtraum aufgeweckt, begriffen und ausgesprochen wird. Ist es nicht der schönste Zugang zur Gedankenwelt, die so isoliert hinter unseren hohen Stirnen liegt, wie verborgene Räume unendlicher Träume. Die Schrift, so voller Gefühl im Sein, die Seiten belebt, als sei es die einzige Entschuldigung – für das Fällen der Bäume.
Katzensein
Der Grund warum ich Katzen so sehr mag, könnte der sein, das ich mich selbst wie sie versuche, durchs Leben zu schicken. Nichts beizutragen außer Beharrlichkeit, Gelassenheit, Nähe, Vertrauen und Wärme, Entdeckungs- und Spieldrang, Aufmerksamkeit, Einfühlungsvermögen, Zärtlichkeit, Verrücktheit und Wildheit, unabhängige Freiheit, Launigkeit, selbstgewählte Freundschaft; den gewissen Sinn für unsympathische Geister und neun Leben, um durch Fehler immer weiter voranzukommen.
Libri vermis
Man kann das erlesene Wissen nicht wie ein verlegtes Buch einfach wieder verlegen in das Regal zurückstellen; demnach kann man es auch nicht verstauben lassen, nur versuchen zu vergessen. Das mag der Nachtteil an Büchern sein; sie bleiben auch, wenn unsere Gedanken uns verlassen. (Hommage an Ray Bradbury; Fahrenheit 451)
Einem Obdachlosen ein schönes Wochenende wünschen …
Habe heute einem Obdachlosen fünfzig Cent in die Metalltasse fallen gelassen. Habe ihm auf sein Dankeschön ein schönes Wochenende gewünscht. Habe mich ziemlich über mich selbst gewundert, besseren Wissens einen solchen Unsinn von mir gegeben zu haben. Habe mich
ihm meiner Kopflosigkeit und zynischen Gradwanderung gegenüber geschämt. Wollte mich wenig später entschuldigen und lief zurück. Aber er hatte wohl schon Feierabend gemacht…
Nur so, zur Erinnerung …
„Maximal pigmentiertes Schaumgebäck mit Schokoglasur auf Waffelbasis“
–
Was Du nicht willst
von anderen sehen,
das lass auch selbst
im Netzt nicht stehen.
–
Ich leide manchmal unter Surrealitätsverlust.
–
Ich weiß nicht, was intensiver ist? Das Leben lebhaft mit wenigen teilen oder es literarisch auszubreiten.
–
Zwei Astronauten begegnen sich im Weltall – nur einmal.
–
Kneipensituation. Mann tritt an einen Tisch mit zwei jungen Frauen heran, geschätzt beide fünfundzwanzigjährig. „Guten Abend, ich stehe ja eher auf reifere Frauen“, die jungen Damen schauen sich etwas verwirrt an, „dürfte ich sie dann vielleicht beide auf einen Cocktail einladen?“
–
„Der Dichter hat das letzte Wort“, sprach der Verleger
und er verstand um die Verlegenheit
den Text selbst nur zu verstehen
bevor er ihn verlegte …