Ingo Heckwolf – Das darf ja wohl nicht … 888


Die Zahl acht im Alphabet, steht für den Buchstaben »H«. Dreht man die Zahl um neunzig Grad auf die Seite und dabei ist es egal ob nach links oder nach rechts (∞) liefert die Symbolik ihre Definitionen und winkt uns mit der Unendlichkeit. Doch zurück zum Alphabet. »H« also wie Hilfe, Helfer oder Helmut. In Kreisen der ausgebufften und aufgrund unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung zu abstrakter Kreativität angehaltenen rechtsextremen Szene steht die acht auch für Hmmm wie »Hitler«. Ja, ja.
LoNDSDAle Pullover und offene Bomberjacken waren uns ja schon bekannt. Aber die Zahl acht und vor allem als Pärchen auftretend also 88, als Code für Hmm Hmmm »Heil Hitler« wer wusste das schon …
Nun nicken einige, andere nicken auch. Von Geschichten über verbotene Runentattoos, doppel S Symbole und Pflastern auf den Armen, welche unter den Augen der Polizeibegleitung auf einer Rechtsextremen Demo im Verlauf der ersten Rede noch gemütlich zugeklebt werden, hat man ja auch schon gehört. Aber vor ein paar Tagen fiel mir doch dann mal endgültig das Essen aus dem offen stehenden Mund.
Unser erstes deutsches Fernsehen strahlte die Lebensechte Übertragung eines sogenannten Deutschlandspieles aus. »Wir« spielten nicht gegen Polen und „schon gar nicht gegen Polen!“ um an dieser Stelle noch einmal an die ermutigenden Worte des damaligen Trainers »unserer« Nationalmannschaft in der Kabine vor Beginn des zweiten Spieles während des legendären „Sommermärchens“ zu erinnern.
Nein, »Wir« spielten an diesem Tag in einem Freundschaftsspiel gegen Australien. Die Rugbyexperten auf dem Fußballfeld gegen die Noncontact-Players des filigranen FC-Bayern in schwarz-weiß. Also in Deutschland-Trikots. Die Lebensechte Übertragung war selbstverständlich in Farbe. Grün das Gras und braun die Australier von der vielen Sonne.
Doch nicht wegen eines Kölner Fußballspielers, der sich aus den Fängen der blau-weiß-roten befreien und trotzdem noch mitspielen darf, nein, noch viel früher starrte ich fassungslos wie eine wiederkäuende Heilige Kuh auf die glotzende Mattscheibe. Einlauf, Kinderhände fassend, Fairness ablesen und dann Nationalhymne mimisch imitieren. An dieser Stelle wurde ich dank meines Videotexttauglichen Fernsehgerätes auf das besondere Angebot des „zweiten“ deutschen Fernsehens aufmerksam gemacht, auf dem man ja „besser sieht“ wenn man sich das rechte Auge nicht permanent mit Zeige- und Mittelfinger zuhält.
Aber noch kurz zur Textsicherheit unserer Nationalhymne. Geschrieben wurde „das Lied der Deutschen“ 1841 von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben in Helgoland, zu einer Komposition von Joseph Haydn. Weiß ja jeder. Die erste Strophe ist ja auch bekannt, wie alles andere das „verboten ist“. Doch wer glaubt sie oder er könne hier und jetzt aus dem Stand unsere Nationalhymne aufsagen, gebe nun ein deutiges Handzeichen. Aber bitte nicht „strecken“ oder den ganzen Arm anheben, an dieser Stelle hätten wir uns dann wirklich falsch verstanden!
Ok. Dieses Ergebnis erscheint Exkursionsbedürftig also: – Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland! Danach lasst uns alle Streben brüderlich mit Herz und (Verst-)Hand! Einigkeit und Recht und Freiheit sind des Glückes Unterpfand. Blühe im Glanze dieses Glückes, blühe deutsches Vaterland! –
So die anerkannte dritte Strophe des Textes vom „Lied der Deutschen“, der Nationalhymne für das deutsche Volk. Abgenickt und Abgesegnet von allen bisherigen Kanzlerinnen seit Adenauer.
Nun zurück zum  Angebot des „zweiten“ deutschen Fernsehens, auf das ich kurz per Einblendung aufmerksam gemacht wurde. Noch während ich begann zu lesen, stellten sich die Mannschaften auf und die Männer der deutsche Bundeswehrkapelle blähte die Backen auf wie paarungsbereite Ochsenfrösche im Frühling. Dann, an dieser Stelle fiel mir das Essen aus dem Mund. Ich las doch tatsächlich, das darf doch wohl nicht – ist das ihr ernst?: „Ein Service ihres zweiten deutschen Fernsehens. Der Text zum Mitsingen der deutschen Nationalhymne per Videotexttafel auf Seite 888.“

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