eine kleine Anekdote.
Es ist mal wieder soweit – Volksfest.
Ein jedes Jahr im Sommer tummeln sich Hunderte von Menschen an verschiedenen Tagen durch die Konsumengen der Süßigkeiten-, Kitsch- und Fressbuden. Es ist einfach herrlich, sich in diesen Düften gehen zu lassen. Es zischt, spritzt und brodelt, wo man nur hinschaut, Fischbrötchen, Rostbratwürste, chinesische Nudeln, Pizzataschen, gebackener Schafskäse, Blumenkohl-/Broccoliaufläufe frisch aus dem Ofen, in kleinen weißen Auflaufschalchen aus Ton. Crepes süß oder salzig, warme Käsestangen, dampfendes Knoblauchbrot, Brezeln, Zuckerwatte, asiatische Nudeln, Tintenfischringe in Knoblauchsoße, Pommes mit Majo oder Ketchup, Fladenbrot mit Kalbsfleisch und Salat, Backfisch in Essigsoße ertränkt und für jeden Durst ist auch gesorgt …
Ach, es war früher etwas anderes auf den Rummel zu gehen. Man suchte Freunde und Bekannte, trank zuviel, man lief Frauen hinterher und ging später nachts alleine nach Hause. Heute hat man etwas vor, man hat ein Ziel und es kommt einem fast so vor als würden alle anderen nur so umherschlendern – es ist anders – alkoholisierte, pöbelnde und Faustrecht erprobte Mitmenschen empfangen anscheinend die Aura meiner Verdauungsstimmung oder sehen es vielleicht an meinem langsam lächelnden zufriedenen Gesichtsausdruck. Und verlorene Frauen verlieren sehr schnell das Interesse, wenn man vor jedem Satz noch einmal genüsslich in sein Bratwurstbrötchen beißt oder sich eine schöne volle Gabel scharfer Nudeln einschlingt, je nachdem, wie viele Fressbuden lang sie wirklich an einem interessiert sind …
Liebe geht durch den Magen, die Wahrheit erkennt man am lächelnden Knoblauchhauch und sich mit vollen Backen anzusehen und zu spüren, dass ein inneres Feuer neben den Chillischoten lodert, sagt doch mehr als tausend Worte …
In Anlehnung an: „richtig fressen – Rezepte zum Sattwerden“ von Jürgen Tarrach (2003)
und „Ridin‘ High Livin‘ Free“ von Ralph »Sonny« Barger