Jochen Schünemann – Hymne an den Dichter II

Angetrieben die Früchte des Firmaments zu spähen,
jagen Wortgewalten durch die Köpfe derer,
die sich trauen des Weltenwirkens unstillbaren Drang zu sehen.
Schmerz und Liebe aufzusaugen seit Äonen,
einatmend, die Essenz inhärierend,
mit blutgen Nägeln und trockenen Mündern
weiter taumelnd den Funken zu erhaschen,
den Geschmack zu schmecken,
der die Götter aus dem Himmel holt
und Dämonen auf die Erde trägt.
Taumelnd, blutend, durstig durch die leeren Gassen,
sich verfluten auf die Welt und von ihr erfluten lassend,
krabbeln wir mit Würde dem Kristall entgegen,
der treibend unser Wirken sinnt zu prägen.
Werfen uns an Belladonnas traute Brust,
um ihr Gift zu schmecken, dessen wir bewusst.
Ihre Töne in unseren Venen spüren,
den Blick verschleiernd und den Puls entführend
das ist unser ganzer Wille, um die feinen Noten so zu schmecken,
wie die Götter Ambrosia aus ihren Kelchen lecken.
Der ewige Tanz bei Licht und Sterblichkeit,
zwischen Wahn und Genius mit düstrer Heiterkeit,
zerfließen wir mit unseren Tränen und schwimmen in das Weltenmeer,
werden eins mit dem Asphalt auf dem die Götter wandeln
und wollen von den Bürden nur noch mehr,
um noch einmal nach den Fanfaren unseres Traums zu handeln.
Stets den Abgrund als Galionsfigur am Bug,
schiffen wir Argonauten auf dem Ozean,
Sirenen und Medusen begleiten unseren Zug
und transformieren unsern Hang zur Qual
zu einem heroischen Adonisebenbild,
das wir ergötzend im tiefen Salz erblicken.
Verzichten gern auf Hermes Schild
stets verzehrend, uns an neuen Odysseen zu erquicken.
Ästhetik und Schönheit verlangen wir zu gebären,
um die Seele des Seins zu verehren,
ihr demütig unsere Huldigung schenkend,
lassen wir uns von einsamen Stunden durchs Leben lenken,
in denen wir uns auf die leeren Seiten ergießen
und stets alleine unseren Wein genießen,
um die Verse schließlich in die Welt zu werfen,
fortwährend bemüht die Stumpfheit mit Hoffnung zu schärfen.

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