Juliano M. Gerber – Als ich zugehört hatte

Inspiriert durch: Edwards Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf “ (1962 Theater-Uraufführung – 1966 Film)

Als lustig noch nicht nur lustig aussah, auch lustig war,
sagte ich; „ich liebe Dich“ – Dem Kopf ausweichend als die Primelvase zugeflogen kam.
Ihr zielen wird immer besser, dachte ich beim lebensrettenden Bücken.

Als Romantik noch nicht nur romanstisch anmutete, auch romantisch berührte
sagte ich: „auf Wiedersehen, liebes Herz“ worauf hin sie die Lyrik in die Tonne bombte
und nach ihrem Gehen Fremdgehenabsichten meinerseits vermutete.

Als gemeinsame Unternehmungen noch nicht nur „Wir gehen jetzt aus – Termine“ waren
auch Zusammengehörigkeitsgefühle stärkte, sagte ich: „Auf das Theaterstück freue ich mich“
entgegen hörte ich; „was ist am Dramageschehen so toll? Haben wir nicht genügend Theater, Mensch!“

Als gemeinsame Abende zu Hause noch nicht nur der Erholung dienten, auch nach Versöhnung schrien,
sagte sie lächelnd; „Du hast das Essen versalzen, bist Du etwa verliebt? Wie heißt sie denn?“
Sie sah dann zu wie ich fluchend mit dem Geschirr in der Hand in die Küche ging.

Als Eifersucht und Unsicherheit noch nicht Alles wurde, sondern Gegenbeweise anprieß,
sagte ich; „ich weiß wie Du tickst und es ärgert mich, daß Mißtrauen uns zu einem machen will“.
Sie sagte; „Deine Ruhe möchte ich haben, ich bin so lange Deines und ewiglich … „

Ich hatte zugehört, sie hatte mich gemocht auch der, der ich bin.
Ich würde sie nicht ändern, sagte sie – ich hingegen sei derart entfernt, wie die Steppen im Orient.
Ich mochte sie ebenfalls, doch für die Ehe sei es viel zu wild.

2 thoughts on “Juliano M. Gerber – Als ich zugehört hatte

  1. >> Als lustig noch nicht nur lustig aussah, auch lustig war,
    sagte ich; „ich liebe Dich“ << herrlich!! >> Als Eifersucht und Unsicherheit noch nicht Alles wurde, sondern Gegenbeweise anprieß << auch sehr sehr schön….wie das ganze gedicht…ich glaube mein favorit bisher von deinen gedichten, die ich gelesen habe…..nur eine kleinigkeit stört mich: das wort „bombte“….allerdings keine ahnung warum genau, aber ich glaube es passt für mich vom klang und der semantik her nicht so recht ins gedicht

  2. [anonym = Monika]

    sehr wahre, klangvolle Worte, die so viel aus dem Leben erzählen… vor allem:

    >> Als gemeinsame Unternehmungen noch nicht nur „Wir gehen jetzt aus – Termine“ waren
    auch Zusammengehörigkeitsgefühle stärkte, sagte ich: „Auf das Theaterstück freue ich mich“
    entgegen hörte ich; „was ist am Dramageschehen so toll? Haben wir nicht genügend Theater, Mensch!“ << [und auch noch an meinem Geburtstag ins www. gestellt.]

Schreibe einen Kommentar zu kappekarle Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert