Wie fragil das menschliche Leben ist…
Der gaukelnde Tanz einer Motte um das Licht
Und plötzlich:
Dunkelheit, knackendes Ende des Seins.
Und das Licht bin ich
Ich das Licht, die Laterne, in der sich die Welt zeigt…
erst erscheint, im Spiegel
und im Glas der Leuchte zu Leben beginnt.
Das Glas zerspringt
in tausend kleinste Welten,
Licht bricht sich
Nichts ist mehr
Denn wie soll eine Welt sein
Ohne mich
Alles Sein ist Einsamkeit, ist tiefe, tiefe Einsamkeit
Und auch: Vergessenheit von Einsamkeit
Im Trubel des Lebens, in Glück und Menschsein,
in Nebel und Strahlen
Und Gefühl und Wildheit
Und Alltag und Leibern um uns.
Vielleicht aber ist dies,
der Leichnam des Insekts,
die kaum noch erhoffte Antwort,
die Befreiung aus Warum, Woher.
Dies: dass so viel reines, pures, volles Glück in der Betrachtung dieses Schmetterlings zu finden ist,
dieses hässlichen, graugelben Getiers mit den haarigen Flügeln
für den wir liebendgern
alle Lampen löschten und im Dunkel säßen…
würde ihn das noch retten
Der Zauber der Schönheit
Magie und Feuer
Tanz und Tod
Treffen
Immer wieder und ganz unerwartet
In Musik und Malerei
Poesie und Lachen
Im Schattenspiel der Sonne im Wald.
In einem zergehenden Stückchen Melone am Gaumen
Einem Brombeerstachel im Fuß,
der sich nicht lösen will.
Und Dann ist noch Spucke und Erde,
Wirbel und Wucherung,
Wohnen und Wärme,
Weinen und Wuchs,
Warten und Wollen,
Wachs und Wirklichkeit.
Umwieviel mehr spühre ich
Sonne und Liebe und Glück und Sein
Als das graue Nichts.
Das ist meine Wahrheit, meine Wiklichkeit.
Meine Definition, die es mit einem präzise gestrichten Kasten in rot zu umecken gilt.
Druckt dies in euren erdrückenden schwarzen Lettern,
Festgedrückt.
Das Ich, das Du, der Mensch, das Sein-
Alles mein, würde der Schmetterling noch tanzen
da du von Nebel und Einsamkeit sprichst:
Seltsam, im Nebel zu wandern
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den Anderen,
Jeder ist allein
Voll von Freunden war mir die Welt
als noch mein Leben licht war,
nun da der Nebel fällt,
ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich keiner ist weise,
der nicht das Dunkel kennt
das unentrinnbar und leise,
von allen ihn trennt.
Seltsam im Nebel zu wandern
Leben ist einsam sein
kein Mensch kennt den Andern,
Jeder ist allein.
(Hermann Hesse, Im Nebel)