Um es in etwa mit den Worten von Meg Ryan in Email für dich zu sagen: Ich führe ein bescheidenes Leben. Wertvoll, aber bescheiden.
So ähnlich hat sie es gesagt (oder die Drehbuchautoren ihr in den Mund gelegt). Und ich meine, dass dies auch auf mein Leben zutrifft. Zumindest wollte ich es so.
Da ist zum Beispiel die Espressomaschine, das kleine zusammenschraubbare Ding, was man in jedem Butlers kaufen kann. Wenn ich nun einen Kaffee trinken möchte, muss ich erst die ganzen Bohnen in der Kaffeemühle mahlen, um sie dann in der kleinen Kaffeemaschine zu kochen. Klar geht es einfacher. Pads zum Beispiel oder schon gemahlener Kaffee. Aber, was manchmal von meinen Gästen nicht bedacht wird, ist, dass ich mir das so ausgesucht habe.
“Brauchst du was? Kann ich Dir was schenken? Eine Kaffeemaschine zum Beispiel?”
Nein, die brauche ich nicht. Und selbst wenn ich sie bräuchte, hätte ich sie mir bestimmt schon besorgt.
Für mich steckt im Kaffeemachen nämlich noch eine ganze Menge mehr. Dinge, die ich nicht beachten würde, hätte ich einen Kaffeevollautomaten. Zum Beispiel, wie der Prozess des Kaffeekochens eigentlich abläuft. Von früher einmal abgesehen. Und auch davon, dass ich weiß, dass diese technischen Neuerungen das häusliche Leben vereinfachen sollen…Aber ich würde meinen Kaffee nicht mahlen müssen, denn das hätte schon eine Maschine in einer weitentfernten Stadt für mich getan. Ich müsste mich auch nicht hinstellen und bei jeder Tasse einen neuen Kaffee aufsetzen, denn würde ich gleich 2 Tassen unter den Automaten stellen oder so viele wie benötigt würden, für die ich einfach nacheinander aufs Knöpfchen drücken würde.
Aber ich will! Ich will mir die Arbeit und “Mühe” machen, denn ich will nicht vergessen, was dahintersteckt. Ich will beim Kaffeeaussuchen nicht von Supersonderangeboten geleitet werden und den günstigesten Kompromiss trinken, sondern den, der mir am besten schmeckt. Das will ich auch auskosten, trinkend genießen, und zwar mit jeder Tasse. Ich will mir den Arbeitsprozess nicht schenken, ich will ihn bewusst abarbeiten, jeden einzelnen Schritt, damit ich nicht vergesse, wozu ich das alles mache.
Um zu genießen. Um mir ein Geschenk zu machen – das der Aufmerksamkeit und das des bewussten Lebens. Um mein bescheiden und doch für mich luxuriöses Leben, dass ich leben darf, weil ich lebe, wo ich lebe, nicht zu vergessen und zu würdigen.
Zu häufig habe ich bei mir und in meinem Umfeld bemerkt, wie beiläufig viele Dinge passieren. Wie viele Handgriffe in einen Tag getan werden, ohne ihnen Beachtung zu schenken. Wäre es nicht so, wüsste ich immer, wo ich meine Brille als letztes hingelegt habe.
Aber das weiß ich eben nicht. Täglich tigere ich durch die Wohnung auf der Suche nach meinem 3. und 4. Auge und nie weiß ich es oder kann ich mich erinnern, wo ich meine Sehhilfe hingetan habe. Das Herumfragen bei Anderen kommt auf die Dauer auch nicht so gut an und mich selbst nerve ich irgendwie sogar auch manchmal damit. (Wieviel Zeit ich sparen würde!)
Nun ja, in dem ich der Einfachheit also nicht den Kampf ansage, aber mir selbst kleine süße Steinchen in mein Leben einbaue, verpfliche ich mich doch zu einer gewissen Wachsamkeit gegenüber den vielen kleinen und großen Dingen. Und sei es auch nur, um eine Tasse Kaffee zu kochen.
Von einigen meiner Gäste wünschte ich allerdings umgekehrt, dass sie, dir mir die Kaffeemaschine vorschlagen, doch selbst über eine Espressomaschine nachdenken würden.