A. Watanabe – Interview mit Herrn w

Hallo [Ihr seht jetzt gleich eine Lehrerin, die ein wenig schüchtern ist. Sie ist intelligent und hat Euch einen netten Text mit gebracht, also seid lieb zu ihr und macht ein wenig mit, wenn Ihr sie nicht verscheuchen wollt. Lehrerin, Brille usw. ]

Interview mit Herrn w

 

Herr w ist nicht unbedingt eine lebende Person. Seine Ansichten sind beträchtlich, deswegen wollen wir es Ihnen nicht vorenthalten, dieses so nicht unbedingt geführte Interview.

 

Sie haben schon das ein oder andere Mal gesprochen von Ihrem Weltbild, das Ihnen so viel Halt gibt. Darüber wie es konkret aussieht machen Sie aber ungerne Aussagen. Warum?

 

Sie haben recht, dass ich ein Weltbild habe, das es mir ermöglicht, fast alles ein zu ordnen, was ich wahrnehme, das mir in meinem Leben und im Leben von Menschen um mich herum, in der Welt begegnet. Dieses Weltbild ist das Ergebnis langwieriger und teilweise sehr mühsamer Arbeit. Es ist leicht nach zu vollziehen und doch nicht leicht mit zu teilen. Man kann nur ganz bedingt andere Menschen von einer Tatsache überzeugen. Alles was wir wahrnehmen, ist eine Annahme. Mehr nicht. Diese Annahmen, gemäß Marcus Aurelius, die unser Handeln bedingen, muss jeder selbst für sich treffen, muss das Muster selbst entwerfen, nach dem er sie trifft.

 

Glauben Sie an Transzendenz?

Ich habe viele Erfahrungen gemacht, diese bewertet, sortiert, verknüpft. Es waren meine Erfahrungen, da bin ich skeptisch, ob sich so was übertragen lässt. Ein Beispiel: Wenn ich erzähle, ich habe die Wahrheit in dem Moment gefühlt, dann bin ich mir absolut sicher, diese Erfahrung war richtig, meine Bewertung findet dann im Nachhinein auf eine lange und sehr selbstkritische Weise statt. Das kann ich erzählen, ist aber jemand allgemein sehr skeptisch oder mir gegenüber misstrauisch, dann glaubt er mir das nicht. Es gibt die Geschichten, dass Menschen immer das einordnen, was sie brauchen können und den Rest schmeißen sie weg. Woher soll ein anderer Mensch wissen, dass es bei mir anders ist?

 

Doch lassen Sie mich bitte noch weiter ausholen.

 

Es gibt in der Geschichte des Weltbildes seit der Wiederentdeckung der Antike eine faszinierende Bewegung, die die Menschen geistig herumwirbelt, gleich einem Orkanausbruch.

 

Sie meinen die Erfindung des Naturalismus?

 

Ja. Sie rufen die ratio aus als eine autoritäre allgemeingültige Instanz für die Selektion der Existenz, die für alles nachweisbare, nachprüfbare Belege und logisch verfolgbare Schlüsse finden kann und verbannen sogleich alles ins Reich der Fantastereien, wenn nicht der Geisteskrankheit, was nicht den Schemata des Naturalismus entspricht. Dabei ist der Naturalismus in seiner Herleitung extrem irrational.

 

Sie verstecken, gleich einer missverstandenen Anweisung zu philosophischer Technik eines Thomas‘ von Aquin, alles in einer Schublade, auf der „Zufall“ steht.  Noch viel grösser ist die Schublade „Verrückt“. Die Ärmsten, leben in einer komischen Welt, in der wirklich viele verrückt sind!

 

Aber manche von Ihnen scheint es nicht zu stören, die Schublade immer weiter zu füllen, ohne Rücksicht auf eventuelle Ungerechtigkeit oder Ungereimtheit. Das Problem, das echte Problem in ihrer Wahrnehmung ist, sie sehen die Schublade nicht, das ist wirklich das Problem. Es besteht aus ganz viel Vorurteil, und jenes wird wiederum aus Unwissen gesät. Der Naturalist hält sich selbst aber für den Pächter des wahren Denkens und Wissens.

 

Manche Phänomene sind ohne die Überwindung des N. jedoch gar nicht zu verstehen. Wenn ich sage, es gibt außerhalb des N. keine Zusammenhänge, wenn ich verneine, dass es dergleichen Wirkweisen gibt, schiebe ich damit ganz schön viel auf den Zufall.

Natürlich hat unsere Wissenschaft hier in der Form der Psychologen jede Menge von Argumenten, einzelne Studien oftmals, die gezielt diese Art von Überlegungen verbieten.

 

Wenn Sie mich aus Ihrer Etymologie heraus nach meinem Weltbild fragen, frage ich Sie aus meinem Weltbild heraus: Wissen Sie, wie leicht es ist, Studien zu fälschen?

Wie leicht, eine höhere Intelligenz zu erwerben, mit der man das Handwerkszeug erlernt zum Missbrauch der Monstrosität der Psychologie, zur globalen Vernetzung und zur Manipulation?

 

 

Danke.

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