Ludger Albrecht – die Meeresbraut

Es war ein stürmisch kalter Tag
Als sie auf einer Klippe lag
Den schönen Körper pudelnass
Den Blick zum Meer den Tag vergaß
Ihr langes golden glänzend Haar
Nur noch ein festes Bündel war
Der Abendsonne letzte Lust
Ließ silbern glänzen ihre Brust
Der bloße Felsen unter ihr
Hob sie heraus aus dem Getier
Und weites Meer im Abendglanz
War Zeuge eines Möwentanz
Sie sangen für die Meeresbraut
Wo Brandung schluckte jeden Laut
Kein Zeuge sonst dem Strande nah
Den Zauber dieses Abends sah
Sie hob die Lieder bloß ein Stück
Und konnte fassen kaum ihr Glück
Ein alter Traum er wurde wahr
Statt Flossen waren Schenkel da
Nur einen Augenblick zu lang verweilt
Schon hatte sie der Spuk ereilt
Vorbei war nun die Märchenzeit
Es blieb zurück ein Kind der Wirklichkeit.

Vergessen alle Warnung gar
Sie fand das Menschsein wunderbar
Die Beine schwang sie stolz im Lauf
Und kletterte den Berg hinauf
Dort oben war ein Lichterschein
Das mussten andere Menschen sein

Beglückt sie auf die Straße springt
Als sie im Lichtschein schon ertrinkt
Die Reifen quietschen im Profil
Doch allzu nah war dieses Ziel
Der Fahrer dachte: „Einerlei“
Und fuhr das Tier einfach zu Brei.

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