Marcel Appel – Saturn

 

gelber planet saturn

deine denkspiralen treiben mich nach vorn

in eine schablone bin festgefahren ohne plan

aber dafür mit erheblichem harndrang

 

sie sagen meine texte seien lyrisch

doch ICH mein ich lüg ich füg mich doch in eine vorgegebene form

und schmiede brücken zwischen worten

und pflücke bilder nur aus träumen

und weiß selbst nicht mal woher sie kommen

seh die farben immer bloß verschwommen

metaphern sind im nebelmeer zeronnen

von der muse zugefügte wunden längst geronnen

der kater hat mir sämtliche erinnerung genommen

und das ist gut

plötzlich werd ich vom abgrund fremder herzen nicht verschlungen

hab seit dezember die kröte und den kranich nicht vernommen

und das ist gut

 

ich erinnere mich nicht mehr wann engel mir das letzte mal poesie ins herz sangen

jetzt kämpfe ich nicht mehr gegen diese grünen ehernen schlangen

denn ich trage gerade bestimmte gedanken zu grabe

die fabrik der affen hab ich besucht und verbrannt

mein lachen schrieb ich in ein buch und hab es verbrannt

den kummer des narren rotzte ich in ein tuch und hab es verbrannt

die zeit die wir verbrachten hab ich verflucht also hab ich dich verbrannt

ich ließ ein streichholz fallen

das war genug

dass sie endlich verschwand

die röte der romantik

denn ich trage gerade bestimmte gedanken zu grabe

 

ist das gut? du meinst dass das gut ist

gleichzeitig sagst du meine texte seien lyrisch

doch ich mein ich lüg ich füg mich doch in eine vorgegebene form

und steh hier oben auf der bühne und täusche lediglich vor

was ich sage verdiene gehör

 

und wer das jetzt glaubt sei jetzt genötigt mit händen die ohren zu schließen

nicht meiner stimme zu lauschen weil sich ansonsten

in köpfe betörende bildfolgen ergießen

aus meinem mund

der nie träumte

der nie träumen wird

was hier oben geschieht lässt sich nicht ausdrücken

was hier oben geschieht kann letztlich nur entzücken

ich bin kein genie ich bin kein rimbaud

die melancholie ist meine inspiration

und das ist herrlich erbärmlich

ich wäre ganz ehrlich unter den kegeln im laternenlicht segelnd

in der ferne auf den ringen des gelben planeten

brennenden engeln von der erde erzählend:

ich träumte ich träume es ist alles ein traum

 

die sonne trifft sich zum tanz

wechselt sich mit den sternen nur ab

sie spritzt mir gift in die vene am morgen mit einer zeile

nach der ich mich sehnte

sie war hinter der pochenden stirnwand verborgen

ich wachte auf und schrieb ein gedicht

und verbrannte es über der kloschüssel

und spülte die asche gelb in den strudel

schäumend mit meinem rüssel

 

april 2013

 

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