Marvin Neidhardt – Babel

 

Im Zwielicht zweier Flüsse sah ich einst mein Ebenbild mir gleich zu werden drohen

als es Stein um Stein vor’m Himmel aufgetürmt wie Kain hoch über Enoch seinen Thron

den Ursprung jenes Kreises suchte zwischen ihnen – das Epizentrum silberweißer Dämmerung,

die seit jeher Alles, Nichts und Tag und Nacht in Gleichmut tränkt und an sie bindet – mich –

und in dessen Augen jenseits aller seiner Grenzen hoffte es die Welt und schließlich sich zu sehen.

 

Und dämmernd noch ward suchend ihm die Gegenseitigkeit des solchen Augenblickes schon bewusst,

als zwischen uns, du, Horizont, du Abgrund unermesslich klaffend, wir deiner Wunde Krebsgeschwür und Kuss am Rande uns’rer selbst vorfanden

Als im Rausch beider Gezeiten Zelt und Pfeiler dieser Zweisamkeit aus unsern Händen fortgespült

und davon wenig mehr nur blieb als Hände, von denen jede haltlos sich so durch den Schlamm der Zeiten wühlt.

Da! Da wussten wir, zwei Blitze in dem schwarzen, blauen Nichts: Uns’re Fäuste trafen sich.

 

Und egal wie viele Spiegel ich zerschmetter, im Sturm der Sternenregenwolkengischt, egal wie viele Splitter

Ich im Wirbel um dies einsam einzig Sein, um dieses eine Auge, meines, noch zu Staub zerfallen sehe

bleibt doch von dem Andern noch ein Schimmern, Leuchten in der Nacht

das unermüdlich glühend sich nach dem Ende endlos ferner Weiten müht.

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